Die Stadt Carmarthen liegt an den Ufern des Towy und führt ihre Wurzeln auf das römisische Militärlager Moridunum zurück, welches im Jahr 75 erbaut wurde. Bei archäologischen Ausgrabungen wurden Überreste von städtischen Gebäuden und ein Amphitheater freigelegt.
Walisische Legenden erzählen von Myrddin, der für seine prophetische Lyrik berühmt war und der Stadt seinen Namen gab. Auf Walisisch heißt Carmarthen Caerfyrddin, was soviel wie „Myrddins Burg“ bedeutet. Myrddin hat wahrscheinlich zur Bildung der Figur Merlin aus der Artus-Legende beigetragen. Laut Geoffrey von Monmouths Geschichte der Könige Britanniens (1138) stammte Merlin aus Carmarthen.
Der Fluss Towy, der durch die Stadt fließt, ist für seine Coracle-Fischer berühmt. Das Coracle ist ein kleines, mit Segeltuch bespannte Boot, das genau einer Person Platz liefert und leicht genug sein muss, um getragen werden zu können. Beschreibungen und Zeichnungen von diesen kleinen Booten reichen bis ins zwölfte Jahrhundert zurück.
Mit der Zeit der Romantik wurde ihre fortwährende Verwendung durch die ansässigen Fischer zunehmend als historisches Kuriosum betrachtet. Reisende wie der deutsche Journalist Francis Broemel zogen ihren Hut vor der großen Behändigkeit der Coracle-Fischer aus Carmarthen. Die kleinen Boote zu steuern, Fische zu fangen und trocken ans Land zurück zu kehren sieht viel leichter aus, als es tatsächlich ist! Nur wenige Coracle-Fischer sind noch heute in Carmarthen tätig, aber nach vielen Jahren beständiger Kampagnearbeit hat die Europäische Kommission ihr Handwerk offiziell anerkannt. Seit 2017 wird mit dem Coracle gefangener Sewin (eine Art Forelle) als Lebensmittelprodukt mit geschützter geographischer Herkunft anerkannt.
In Caermarthen, der Fischerstadt von Wales, begegnet man überall dem Rüstzeuge dieses Gewerbes, das ein Philosoph zugleich mit dem Ackerbau als die edelste Beschäftigung des Menschen bezeichnet hat. Die Leute von Caermarthen sind wegen ihrer Schwimmfertigkeit ebenso berühmt, wie die Hydrioten in Griechenland, und nicht minder wegen ihrer Ruderkunst. Eine eigenthümliche Art von Boot, das coracle, welches wie die Seebote der Eskimos aus Fellen gefertigt sind, aber in der Gestalt sich von ihnen unterscheidet, ist hier im täglichen Gebrauch. Es hat eher die Gestallt eines schwimmenden Waschtrogs, ist beinahe ebenso breit als lang, aber von großer Leichtigkeit, aus nichts als einer Art Korbgeflecht bestehend, das mit geteertem Leder überzogen ist. Es hat nur für Einen Raum, wird mit einem Ruder im raschen Kreisen, wohl eine deutsche Meile [ca. 7.5 km] in der Stunde, vorwärts getrieben, erfortert jedoch beträchtliche Gewandtheit, um dabei das Gleichgewicht zu bewahren und ein unfreiwilliges Bad zu vermeiden. An das Ufer zurückgekehrt, schnallt er Fischer sich sein Boot auf dem Rücken und trägt es nach Hause.
In Caermarthen sah ich ein ganz besonderes Fahrzeug, dessen man sich zum Lachsfang bedient. Vorn ist es breit, hinten zugerundet; das Ganze korbförmig, oder wie eine Wallnußschale. Das Geripp ist von starken Weidengerten, und mit wasserdicht gepichtem Kannefaß oder Flanell überzogen. ... In der Mitte ist eine Sitzbank, und ein lederner Riemen daran, um den kühnen Schiffer festzubinden. Das Zubehör besteht aus einer Ruderstange, einer kleinen hölzernen Keule, um den Lachs, im Begegnen, auf den Kopf zu schlagen, und einer kleinen hölzernen Schüssel, um im Nothfall das Wasser auszuschöpfen. Das Ganze kostet 25 bis 30 Shill. St., und ist so leicht, daß der Fischer es auf seinen Schultern, mittelst desselben bereits gedachten Riemens, trägt. Oft wagt er sich damit 30 Meilen weit, und benutzt es ebenfalls, um Treibholz einzuholen. Dies Fahrzeug wird Coracle, und auf Welsh, Cotwg, oder Corwgl, genannt. Die Eingebohrnen haben ein kurzes Sprichwort: Llwyth gwr ei corwg, das heißt, der Coracle eines Mannes muß so schwer seyn, als er ihn nur tragen kann; sonst wird der Coracle den Mann nicht tragen können.