Die kleine Stadt Flint wurde um 1280 gegründet, in den Jahren der Eroberung von Wales durch den englischen König Edward I. Die steinerne Burg der Stadt wurde auf Anordnung Edwards erbaut und war die erste in einer ganzen Reihe von Befestigungen entlang der walisischen Küste zum Zwecke der Unterwerfung der einheimischen Bevölkerung. Im August 1399 lieferte sich hier der englische König Richard II. an Henry Bolingbroke, dem späteren König Henry IV., unter der Bedingung aus, dass mit seiner Abdankung sein Leben verschont würde.
Seit dem Spätmittelalter gewannen Flint und Umgebung ihre Haupteinkünfte durch den Abbau und Weiterverabeitung von Blei. Erst in der viktorianischen Epoche im 19. Jahrhundert schloss die letzte Schmelzerei. In dieser Zeit siedelten sich neue Zweige in der Schweridustrie an, wie Kohlebergbau, Papierherstellung und Chemikalienherstellung.
Eine Großzahl des internationalen Publikums kam daher nicht als Urlauber sondern als Handelsreisende nach Flint. Als 1846 Franz von Löher per pedes die nordwalisischen Landkreise erkundete, präsentierte sich im die Stadt als eine gemütliche Mischung aus abenteuerlichem Seemannsleben und der Gelassenheit der Muschelsammler bei Ebbe.
Dann zeigte sich Flint: die breite Burgruine von der Fluth bespült, die Schiffe und Böte, die alterthümlichen Häuser und Hütten weithin zerstreut, das Holzwerk am Strande, mancherlei Volk dazwischen, das alles, von Ruhe und feuchtem Glanz umflossen, machte einen wunderbaren Eindruck. Die Seele ging mir auf. All die Land und Seeräuber-Romantik hob sich aus ihren dunkeln Gründen hervor: hier die ewige Meeresfluth, am Gestade die Forts, von denen herab die normännischen Herren die Wälschen bezwangen, dort die tiefen Bergschluchten, aus denen die Weißmäntel [ein Pariser Mönchsorden, 1257-1299] hervorbrachen. Weil es eben Ebbe war, ging man über eine Strecke Meeresboden zum Lande, die Seekrebschen schlüpften mir unter den Füßen weg.
Das Castle Inn (Gasthaus an der Burg) war vortrefflich, voll von See- und Handelsleuten, und dennoch höchst sauber und gemächlich eingerichtet für andere Reisende. Zur Nacht reichte man mir ungefordert Schlafmütze und ein feines Nachthemde. Der Kaffee war so gut, wie bei uns an Brunnenorten, was für England viel sagen will, und die mancherlei Fischgerichte wirklich köstlich. Ich unterhielt mich des Abends lange mit einem Schiffscapitän aus Memel, einem Pommer, dessen Eltern und Verwandten immer Schiffer gewesen, und der in diesem seinem Lebensberufe mit seinen Gedanken und Ansichten fest gewachsen war. Sein Schiff, welches Salz geladen hatte, lag am Ufer und hatte Gebrech. Ich lernte von ihm mancherlei über die Städte und Frachten der Ostsee, über den Sund, und die preußische und englische Rhederei.
Am andern Morgen, den 17ten [Juli 1846], besuchte ich sein Schiff, und stöberte dann am Seestrande nach seltsamen Gewächsen und Thieren. Muschelsucher gingen weit vom Ufer mit ihren Körben in der See herum, denn der Strand ist hier sehr flach; es sieht seltsam aus, man meint, die Leute wandelten auf dem Meere.