Dieses reich mit Holzschnitzereien verzierte Haus begann sein Dasein als einfaches, zwei-stöckiges, kleines Stein-Cottage mit dem Namen „Pen y Maes“, nach seiner Lage am Ende eines Feldes außerhalb Llangollens. Im Jahr 1778 wurde das Cottage von den Ladies Sarah Ponsonby (1755-1831) und Eleanor Butler (1739-1829) gemietet und es wurde von ihnen auf den Namen „Plas Newydd“ umgetauft.
Obwohl sie als „Ladies von Llangollen“ Ruhm erlangten, stammten Sarah und Eleanor ursprünglich aus Irland. Nach einem ersten Aufeinandertreffen 1768 schlossen sie eine enge Beziehung und schmiedeten Pläne, um ihren Familien zu entfliehen. Ihr erster Versuch, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion durchzubrennen, scheiterte im Jahr 1778, als sie verkleidet als Männer, mit einer Pistole bewaffnet und in der Gesellschaft von Eleanors Magt Mary Carryll, in Waterford aufgeschnappt wurden. Da sie schworen nie ihre Fluchtversuche aufzugeben, lenkten ihre Familien unter Murren ein. Nach einer Rundreise durch Nordwales, ließen sich die Ladies und ihre Magd in Plas Newydd nieder, fernab vom schicken Großstadtleben.
Mit nur wenig eigenem Geld ausgestattet waren die Ladies größtenteils auf Unterstützung durch wohlwollende Freunde angewiesen. Mit der Zeit legten sie eine Bibliothek an, unterhielten weitreichende Korrespondenzen und setzten schrittweise ihr Haus und die umliegendend Gärten instand. Plas Newydd wurde durch den Einsatz von Spitzbögen, Buntglassfenstern und kunstvollen Holzschnitzarbeiten im gotischen Stil ausgebaut. Zusätzlich dekorierten sie ihren Vorgarten mit dem Taufbecken aus der nahegelegenen Ruine der Valle-Crucis-Abtei.
Obwohl sie in relativer Abgeschiedenheit lebten, unterhielten die Ladies ein reges Sozialleben und wahren bei den Dorfeinwohnern Llangollens hoch angesehen. Da sich Llangollen an einer der ältesten Hauptreiserouten durch Wales befindet, begann ihr zunehmender internationaler Ruhm, mehr und mehr Besucher ins Haus zu ziehen. Im Jahr 1809 wurde die vor der fanzösischen Revolution geflohene Adlige Madam Genlis nachts von einer Windharfe wachgehalten, welche die Ladies vor ihrem Fenster angebracht hatten. Und 1828 verbrachte Fürst von Pückler-Muskau einen Nachmittag mit ihnen. Er hatte das erste Mal über dreißig Jahre zuvor als Kind von den Ladies gehört.
Nach ihrem Tod 1809 vermachte Mary Carryll den Ladies das Feld „Aberadda“. Mary hatte das Feld mit ihren Lebensersparnissen gekauft und die Ladies setzten die Bewirtschaftung fort, um ein kleines Einkommen zu haben. Im Gegenzug ließen die Ladies Mary einen Gedenkstein auf dem Friedhof in Llangollen setzen und wurden später im selben Grab beigesetzt.
Nach ihrem Tod wurde das Haus von seinen späteren Eigentümern weiter ausgebaut. General York fügte die schwarz-weiße Fassadendekoration hinzu und die mittlerweile wieder abgerissenen Ost- und Westflügel wurden errichtet.
Bei Llangollen bildet die Dee viel schäumende Wirbel und steigt über ein breites Wehr unterhalb der alten Brücke, die mit ihren vier spitzen Bogen zu den sieben Wundern von Wales gezählt wird. Ein sehr hübsches Bild bietet sich von dieser Brücke auf den kleinen Ort in seiner grünen Bergumgebung und die Ruinen des alten Schlosses von Dinas Bran auf hohem Felsenhügel. Zum Schluß suchte ich auf dem Kirchhof noch das Grab der berühmten Ladies of Llangollen auf. Es waren dies zwei irische Fräulein, eine Lady Butler und eine Miß Sarah Ponsonby, die innige Freundschaft geschlossen, sich ein jungfräuliches Leben gelobten und 1778 ihre Heimat heimlich verließen und sich erst nach Denbigh, dann hierher zurückzogen, wo sie noch fünfzig Jahre lebten. Lady Eleanor war siebzehn Jahre älter als Sarah, starb neunzig Jahre alt 1829, ihre Freundin folgte ihr 1831. Sie hatten eine treue Magd Mary Carryl, die mit ihren Ersparnissen das Freigut Plas Newydd für sie gekauft hatte und schon 1809 starb. Alle drei liegen in einem gemeinsamen Grabe und jede der drei Seiten des pyramidenförmigen Denksteins darüber ist mit seiner Inschrift einer von ihnen gewidmet. Ihr Haus, entzückend von außen, mit guten, alten, nur leider schwarz bemalten Holzschnitzereien geschmückt, in einem herrlichen Garten ist jetzt als Eigentum eines Liverpooler Herrn nicht mehr wie früher zu besichtigen ohne seine Erlaubnis ....
Ich stieg aus, und wurde schon an der Treppe von beiden Damen empfangen. Glücklicherweise war ich bereits gehörig auf ihre Sonderbarkeiten vorbereitet, sonst hätte ich schwerlich gute contenance erhalten. Denke Dir also zwei Damen, wovon die älteste, Lady Elleonor, ein kleines rüstiges Mädchen, nun anfängt, ein wenig ihre Jahre zu fühlen, da sie eben 83 alt geworden ist; die andere aber, eine große und imponirende Gestalt, sich noch ganz jugendlich dünkt, da das hübsche Kind erst 74 zählt. Beide trugen ihr, noch recht volles Haar schlicht herabgekämmt und gepudert, einen runden Mannshut, ein Männerhalstuch und Weste, statt der inexpressibles aber einen kurzen jupon, nebst Stiefeln. Das Ganze bedeckte ein Kleid aus blauem Tuch von ganz besonderem Schnitt, die Mitte zwischen einem Männer-Ueberrock und einem weiblichen Reithabit haltend. Ueber dieses trug aber Lady Elleonor noch Erstens: den grand cordon des Ludwigsordens über den Leib, zweitens: denselben Orden um den Hals, drittens: abermals ditto das kleine Kreuz desselben im Knopfloch, et pour comble de gloire eine silberne Lilie von beinahe natürlicher Größe als Stern – alles, wie sie sagte, Geschenke der Bourbon‘schen Familie. So weit war das Ganze in der That höchst lächerlich, aber nun denke Dir auch beide Damen wieder mit der angenehmen aisance, und dem Tone der großen Welt de I’ancien regime, verbindlich und unterhaltend ohne alle Affectation, französisch wenigstens eben so gut sprechend, als irgend eine vornehme Engländerin meiner Bekanntschaft, und dabei von jenem wesentlich höflichen, unbefangenen, und ich möchte sagen, naiv heitern Wesen der guten Gesellschaft damaliger Zeit, das in unserm ernsten, industriellen Jahrhunderte des Geschäftslebens fast ganz zu Grabe gekragen worden zu seyn scheint, und mich bei diesen gutmüthigen Alten wahrhaft rührend ansprach. Auch konnte ich nicht ohne lebhafte Theilnahme die ununterbrochene und doch so ganz natürlich erscheinende zarte Rücksicht bemerken, mit der die Jüngere ihre schon etwas infirmere ältere Freundin behandelte, und jedem ihrer kleinen Bedürfnisse sorgsam zuvor kam. Dergleichen liegt mehr in der Art, wie es gethan wird, in scheinbar unbedeutenden Dingen, entgeht aber dem Gefühlvollen nicht.
... Nicht nur die ehrwürdigen Jungfern, auch ihr Häuschen war voller Interesse, ja mitunter enthielt es wahre Schätze. Keine merkwürdige Person fast, seit dem vergangenen halben Jahrhunderte, die ihnen nicht ein Portrait, oder andere Euriosa und Antiquitäten als Erinnerung zugeschickt hätte. Diese Sammlung, eine wohl garnirte Bibliothek, eine reizende Gegend, ein sorgenfreies, stets gleiches Leben, und innige Freund- und Gemeinschaft unter sich – dies sind alle ihre Lebensgüter; aber nach ihrem kräftigen Alter und ihrem heitern Gemüth zu schließen, müssen sie nicht so übel gewählt haben.
Une très-belle bibliothèque, composée d’excellens libres anglois, françois et italiens, étoit pour elles une source inépuisable d’amusements et d’occupations variées et solides car la lecture n’est véritablement profitable que l’orsqu’on a le temps de relire. L’intérieur de la maison étoit ravissant par la juste proportion et la distribution des pièces, l‘élégance des ornemens et des meubles et la vue admirable que l’on découvre de toutes les fenêtres. Le salon étoit décoré de paysages charmans, dessinés et peints d’après nature par miss Ponsonby. Lady Élénore étoit très-bonne musicienne; l’une et l’autre avoient rempli leur habitation solitaire de broderies d’un travail merveilleux ....
Le lendemain matin tout ce mystère fut éclairci. En ouvrant ma fenêtre je trouvai sur le balcon, une espèce d’instrument qui m’étoit inconnu, que l’on appelle en Angleterre une harpe éolienne; instrument inventé pour rendre harmonieux le vent, qui, lorsqu’il frappe ces instrumens produit en effet des sons ravissans. Il est assez naturel qu’un tel instrument ait été inventé dans une île orageuse au sein des tempêtes dont il adoucit la tristesse ....
Je me promenai toute la matinée avec les deux amies. Rien n’égale la beauté des sites qui environnent, et que domine la montagne, dont elles occupoient le sommet. Il sembloit, à cette élévation, qu’elles étoient les souveraines de toute cette belle contrée. Au nord elles avoient la vue du village et d’une forêt; au midi une longue rivière baigne le pied de la montagne, et fertilise l’immenses prairies, au delà des collines chargées d’arbres et de rochers./ Au milieu de ce séjour sauvage, s’élève une tour majestueuse qui paroît être le phare de ce rivage et qui n’est qu’un débris d’un château magnifique, habité jadis par le prince souverain du pays. Toute cette côte solitaire étoit jadis florissante et peuplée; elle étoit alors livrée à la seule nature, on n’y voyoit plus que des troupeaux de chèvres et quelques pâtre dispersés, assis sur les rochers, et jouant de la harpe irlandoise. En face de ce tableau agreste et mélancolique les deux amies avoient fait poser un siège de verdure, ombragé par deux peupliers; et c’étoit la, me dirent-elles, que souvent en été elles venoient relire les poésies d’Ossian.
Eine herrliche Bibliothek, bestehend aus hervorragenden Büchern auf Englisch, Französisch und Italienisch bot ihnen ein endloses Angebot von Vergnügungen und vielfältigen ernsthaften Beschäftigungen, denn Lesen ist nur lohnenswert, wenn man die Zeit hat, es mehrfach zu tun. Die Inneneinrichtung des Hauses war wunderschön, dank der perfekten Proportionen der Räume, der Eleganz des Zierrats und der Möbel und der schöne Blick, der sich aus allen Fenstern bietet. Der Salon war mit Landschaften dekoriert, die Miss Ponsonby nach der Natur gemalt hatte. Lady Elenor war eine talentierte Musikerin; beide hatten ihr abgelegenes Heim mit schön gearbeiteten Stickereien gefüllt ....
Am folgenden Morgen wurden [ein] Rätsel aufgeklärt. Als ich mein Fenster öffnete, entdeckte ich auf dem Balkon eine Art Musikinstrument, das mir unbekannt war und in England als Äolsharfe bekannt ist; ein Instrument, das zu dem Zweck erfunden wurde, den Wind harmonisch klingen zu lassen, sodass, wenn er in die Seiten fährt, wunderschöne Töne erklingen. Es ist nur natürlich, dass ein solchen Instrument auf dieser windgepeitschten Insel erfunden wurde, um die Traurigkeit der Stürme zu mildern ....
Ich spazierte den ganzen Morgen mit den beiden Freundinnen. Nichts kommt der Schönheit der umgebenden Landschaft gleich, die von dem Berg bestimmt wird, auf dessen Gipfel sie leben. Es schien, als wären sie in dieser Höhe Gebieter des ganzen Landes. Im Norden sieht man ein Dorf und einen Wald; im Süden badet der Fuß des Berges in einem langen Fluss, der weitläufige Wiesen bewässert. Dahinter erheben sich waldbedeckte Hügel. Inmitten dieser unberührten Landschaft erhebt sich ein majestätischer Turm, der aussieht wie ein Leuchtturm, aber das Überbleibsel einer prächtigen Burg ist, die vor langer Zeit von dem Herrscher dieses Landes bewohnt wurde. Diese einsame Küste war einst ein blühender Ort voller Menschen; nun war er an die Natur zurückgefallen und alles, was man sehen konnte, waren Ziegenherden und dazwischen einige Hirten, die auf Steinen saßen und auf Harfen zupften. Dieser ländlichen und melancholischen Szenerie zugewandt hatten die beiden Freundinnen einen Sitz im Grünen eingerichtet und hier, so sagten sie, kamen sie im Sommer oft her, um die Gedichte Ossians zu lesen.
Arrivés à la petite ville de Llangollen, deux milles au-delà, nous avons appris que l’hermitage fameux des deux amies, lady Eleanor Butler et miss Ponsonby était dans le voisinage, et après nous être informés de l’étiquette, nopus avong dépêché un billet pour demander la permission de voir le jardin (grounds), nous annonçant, dans la vue d’appuyer nos prétentions à cette faveur, comme des voyageurs américains. Les belles dames se sont montrées cruelles; il ne leur convenait pas de laisser voir leur habitation ce jour-là. La maîtresse de l’auberge, qui probablement nous avait entendu parler français, a remarqué que ces dames aimaient la langue française, et que si elles eussent su que nous la parlions, nous aurions été admis. L’avis était venu trop tard. Après dîner, nous nous sommes fait conduire près de l’hermitage, et nous en avons fait le tour. La maison, qui est sur un chemin public, n’a rien de remarquable: elle est en retard du bon goût des cottages, si universel aujourd’hui en Angleterre; et quant au jardin, qui est fort petit et que l’on voit presque en entier d’une hauteur qui le domine, nous n’avons pu rien y découvrir qui nous fit regretter de n’y avoir pas été admis. Un de nos prédécesseurs dans la carrière des voyages, et je crois que c’est madame de Genlis, en donne une description enchanteressse; mais pour nous les raisins nétaient pas mûrs. Le lecteur français désirera savoir quelque chose de ces dames. Il faut savoir que riches, belles et femmes de qualité, il leur vint, il y a un demi-siècle, l’idée romanesque de consacrer le reste de leur vie à la pure amitié; loin du monde et de ses vanités, de ses peines et de ses plaisirs. Se dérobant à leurs familles, elles s’enfuirent de l’Irlande, leur patrie, avec une fidèle gouvernante, qu’elles ont perdue tout récemment, et vinrent s’ensevelir dans la profonde solitude de cette vallée du pays de Galles. On dit qu’une inscription dans le jardin dévoile ainsi le secret de leur cœur:
Consacrer dans l’obscurité
Ses loisire à l’étude, à l’amitié sa vie,
Voilà des jours dignes d’envie.
Être chéri vaut mieux qu‘être vanté.
Nahe Llangollen, wo wir zu Abend aßen, liegt der Wohnsitz zweier Damen, die eng mit diesem Tal verbunden sind, Lady E. Butler und Miss Ponsonby. Nachdem wir uns über die Bräuche hier informiert hatten, sandten wir eine Nachricht, in der wir um Erlaubnis baten, uns ihren Besitz ansehen zu dürfen. In der Hoffnung, unsere Chancen auf einen Besuch zu vergrößern, gaben wir uns als amerikanische Reisende aus. Die Damen antworteten aber kühl, an diesem Tag sei ein Besuch ungünstig. Unsere Vermieterin, die einige französische Worte von uns überhört hatte, gab uns zu verstehen, dass wir, hätten wir auf Französisch geschrieben, eingeladen worden wären, da die Damen diese Sprache liebten. Dieser Hinweis kam zu spät. Wir nahmen uns einen Führer, der uns um die Eremitage herumführte. Das Haus liegt an einer Straße, es ist hoch und schmal und wirkt altmodisch verglichen mit dem Stil moderner Cottages. Der Garten ist sehr klein und wir konnten von einem Punkt, von dem man ihn überblicken konnte, nichts entdecken, was uns bereuen ließ, nicht eingeladen worden zu sein. Eine frühere Reisende (Madame de Genlis, glaube ich) beschreibt ihn auf liebliche Art und Weise, aber für uns schmeckten die Trauben sauer. Französische Leser möchten vielleicht mehr über die Damen wissen. Ihre Geschichte wird so überliefert, dass sie, von Geburt an mit Schönheit und Reichtum gesegnet, in der Blüte ihrer Jugend beschlossen, ihr Leben der reinen Freundschaft zu widmen, weit ab von der Welt und ihren Eitelkeiten, Vergnügungen und Schmerzen. Sie entflohen ihren Familien in Irland mit einer treuen Dienerin, die vor kurzem starb, und versteckten sich in der hier damals vollkommenen Einsamkeit, die sie seitdem nicht verlassen haben. Man sagt mir, dass die folgende Inschrift im Garten zu finden sei:
Consacrer dans l’obscurité
Ses loisire à l’étude, à l’amitié sa vie
Voilà des jours dignes d’envie
Être chéri vaut mieux qu‘être vanté.
[Übersetzung: Abseits des Lichts
Die Freizeit dem Lernen und das Leben der Freundschaft widmen
Das sind Tage, die beneidens- und begehrenswert sind
Geschätzt zu werden ist besser, als gelobt zu werden.]