Tintern Abbey war das erste Zisterzienserkloster in Wales. Es wurde 1131 von Walter fitzRichard de Clare gegründet und zunächst von einer Gruppe Mönche aus dem Mutterhaus l’Aumone in Frankreich bewohnt. Als sich die Gemeinschaft vergrößerte, wurden die Klostergebäude ausgebaut und 1269 begann die Konstruktion der gothischen Kirche, deren Ruinen noch heute besichtigt werden können.
Das Land um das Kloster herum wurde in Gehöfte aufgeteilt und von Laienbrüdern bewirtschaftet. Nachdem das Land von der Pest heimgesucht wurde, welche Mönche und Landbevölkerung gleichermaßen dezimierte, mussten die Ländereien verpachtet werden. Während des Glyndŵr-Aufstandes zwischen 1400 und 1415 wurde ein Großteil des Klosterbesitzes von Rebellen zerstört, welche zur anhaltenden finanziellen Notlage des Klosters beitrug. Abbot Wyche schließlich übergab die Klosteranlage im Jahr 1536 als Folge des First Suppression Act (Erstes Unterdrückingsgesetz), in welchem König Henry VIII. die Auflösung aller Klöster anordnete. Das wertvolle Dachblei wurde von den Gebäuden entfernt und ihr Verfall setzte ein. Über die nächsten 200 Jahre hinweg wurden auf dem Klostergrundstück Cottages für die verarmte örtliche Bevölkerung und Werkstätten für die Arbeiter der nahegelegenen Drahtwerke errichtet.
Mit dem späten 18. Jahrhundert kam es in Mode, die Täler und Berggegenden von Wales und die mittelalterlichen Burgruinen des Landes zu besichtigen. Um die Anlage für Touristen zugänglicher zu machen, ließ sie der Herzog von Beaufort, der damalige Eigentümer von Tintern, bereinigen, die dichten Efeuranken am Kirchgemäuer aber blieben unangetastet. Romantische Gedichte und Gemälde verwandelten Tintern Abbey zunehmend in das perfekte Abbild einer mittelalterlichen Ruine in malerischer Umgebung.
Im Jahr 1901 kaufte die englische Krone die Ruinen, welche mittlerweile als Nationalmonumet geschätzt wurden, bevor sie 1967 in den Besitz des Ministeriums für öffentliche Arbeiten übergingen. Heute steht Tintern Abbey unter besonderem Denkmalschutz höchster Klasse und befindet sich unter der Aufsicht von Cadw.
Endlich eine Wendung um einen Vorsprung des Berges, und da liegt das bedeutende Gebäude ohne Dach, die Mauern mit Epheu begrünt und mit hohen leeren, aber schön gothisch verzierten Fenstern vor uns! – Schon der Anblick der Giebel und Mauern dieser alten Tintern-Abtey wirkte bedeutend; – als aber der Schließer, erst wie wir dicht davor standen, die Kirchthür aufthat, daß nun mit einem male das ganze mächtige Kirchenschiff, mit dem großen reichen und ganz offenen Chorfenster am Ende, mit den im reinsten gothischen Styl gehaltnen Pfeilern und mit der hohen alles durchdringenden Epheu-Umschlingung, vor uns lag – der Fußboden statt sonstiger Teppiche mit dunklem Grün eines feinen kurzen Rasen überzogen – da wirkte diese Erscheinung in dem abklingenden Abendlichte zauberhaft und inningst – fast bis zu Tränen ergreifend! – Etwas so in dieser Art in sich Vollendetes, so durch und durch Poetisches war mir noch nie vorgekommen! – Dazu diese einsame Lage im stillen grünen Thale an dem nun klargewordnen Gebirgsflusse, die Stimmen der Waldvögel hereinklingend! – Es erfaßte mich ganz eigenthümlich! – Die Stimmung wurde immer tiefer und stiller, je weiter ich unter diesen Bögen und zwischen diesen Pfeilern wandelte. – Daß noch so viel von edler Architektur erhalten war um als ein Ganzes würdig zu wirken, daß aber diesem Mächtigen nun durch das noch mächtigere Walten allgemeinen freien Naturlebens das Siegel einer noch hohern Weihe aufgedrückt war – dieß allein erklärte mir eine so bedeutende Wirkung!
Es sind die schönsten Ruinen Englands, und sie werden gleich einem Wallfahrtsort aus allen Theilen des Landes besucht. Die Umgebungen dieser fast ganz erhaltenen Kirche aus dem Anfange des zwölften Jahrhunderts, so wie der Weg zu ihr, sind von allen Seiten, man mag sich ihr von England oder Wales her nähern, als Einleitung und Vorbereitung zu diesem rührenden Verfall der schönsten Architektur zu betrachten. ...
Ich habe die schönsten Ruinen griechischer und römischer Tempel gesehen, aber niemals den Eindruck von ihrem Anblick erhalten, den dieses grandiose Ueberbleibsel gothischer Bauart auf mich hervorgebracht .... Der Eingang ist verschlossen, die ganze Umgebung dem Alterthum entsprechend angelegt. Rosen ziehen sich durch die dichten Epheuwände hinan, und verleihen dem Ganzen schon von außen ein unbeschreibliches Ansehen, wie frische Blumen auf dem Grabe eines geliebten Wesens. Heilige Schauer aber durchwehen die Brust beim Eintritt in das Dunkel dieser majestätischen Hallen. Das Dach fehlt ganz, allein die Wände, die hohen breiten Fenster mit den feinen, herrlich gearbeiteten Verzierungen, die prachtvollen Bögen und die wunderschönen Pfeiler der Kirche, die ganz in der edlen Form des römischen Kreuzes gehalten ist, bieten ein Bild, das in meiner Erinnerung von keiner Ruine an Rührung und Würde überboten wird. Als natürlicher belebender Contrast dieser Stätte des Todes und der Verwesung ist der ganze Boden mit jenem englischen grünen Teppiche belegt, den kein Land der Erde bis jetzt nachzuahmen vermochte, und auch das Innere der Wände ist bis hoch zu den Zinnen und über den dachentblößten dicken Mauern und in die tiefsten Fensternischen und Pfeilerbrüstungen mit dunkelschimmerndem Epheu bewachsen. Und wie wenn die Ruhe der heiligen Männer, die in diesen stillen Gotteshallen und tiefen Kreuzgängen in längst verblichenen Jahrhunderten wandelten und für das Seelenheil ihrer Mitmenschen und die Wissenschaften bis zu ihrem vorbestimmten nahen Grabe sich abmühten, nicht gestört werden dürfe, bewegen sich die Gruppen der Beschauer, die von allen Orten zu diesem schauerlichen Denksteine des memento mori pilgern, lautlos und andachtsvoll durch diese weiten, düstern, göttlichen Räume, und das Erscheinen und Verschwinden der Gäste, welche über die durch die freundliche Vorsorge des Besitzers bis zu den höchsten Spitzen führenden, mit schützenden Geländern versehenen Treppengänge sich hinwinden, verleiht diesem ganzen Bilde einen unaussprechlichen Zauber der Vermählung der reizendsten Gegenwart mit den Schauern der Verwesung. Als die scheidende Sonne über die Gebirge von Wallis ihre letzten glühenden Strahlen herabsandte, ergoß sich durch die hohen gothischen Fenster eine Beleuchtung, die über die auf den hohen Galerien vertheilten Gruppen schöner englischer Frauen einen Abglanz magischer Erscheinungen verbreitete. Und ein leise säuselnder Abendwind griff in die Saiten der auf höchster Spitze stehenden Aeolsharfe, und lange, schmerzliche, ewig nachtonende Klänge öffneten die Brust den tiefsten Gefühlen und der erhabensten Andacht, die, mehr als irdischer Gottesdienst, nur solche Sphärenmusik auf empfindungsfähige Seelen herabzaubern kann.
Ce sont les plus belles ruines en Angleterre et comme un lieu de pèlerinage, elles sont visitées par toutes les parties du comté. Les environs de cette église presque entièrement préservée datant du début du XIIe siècle ainsi que le chemin qui mène à elle, peu importe qu’elle soit de l’Angleterre ou du pays de Galles, sont comme une présentation et une préparation avant d’observer la détérioration bouleversante de la plus belle architecture. ...
J’ai vu les plus belles ruines des temples grecs et romains, mais je n’ai jamais ressenti les mêmes impressions que celles provoquées par la contemplation de ces vestiges grandioses de l’architecture gothique .... L’entrée est verrouillée, l’ensemble des environs créés en accord avec l’antiquité. Des roses grimpent le long des murs denses de lierre et confèrent à l’ensemble de la structure une apparence indescriptible à l’extérieur seulement, comme des fleurs fraîchement cueillies sur la tombe d’une créature bien-aimée. Mais en entrant dans l’obscurité de ces halls majestueux, des frissons saints animent la poitrine. Le toit a disparu entièrement ; seuls les murs, les hautes fenêtres larges avec leurs ornements délicats, superbement travaillés, les merveilleux piliers de l’église qui sont entièrement taillés dans la noble forme de la croix romaine – ils créent tous une image qui est inégalée en émotion et en dignité par toute autre ruine dont je me souviens. Comme un contraste naturel et vivifiant avec ce site de mort et de décomposition, l’ensemble du sol est recouvert d’un tapis vert anglais que nul autre pays sur la terre n’a été en mesure d’imiter à ce jour ; et même la maçonnerie intérieure jusqu’aux pinacles et au-dessus des murs épais, sans toit, et jusque dans les embrasures de fenêtres les plus profondes et les parapets, tout est recouvert de lierre qui brille sinistrement. Les Saints hommes avaient l’habitude d’errer dans ces couloirs et cloîtres profonds, calmes et divins, pendant de nombreux siècles et ont peiné pour le salut de leurs semblables et les sciences jusqu’à leur inévitable mort prématurée. Comme si leur repos ne pouvait pas être dérangé, des groupes de visiteurs de partout en pèlerinage dans ce monument céleste de memento mori, se déplacent silencieusement et avec révérence à travers ces pièces spirituelles spacieuses, sombres. Grâce à la disposition accueillante prise par le propriétaire, des escaliers avec des rampes de protection mènent jusqu’aux plus hauts points. L’apparition et la disparition des visiteurs qui glissent le long de ces escaliers prêtent à cette image la magie indescriptible du mariage entre le présent le plus ravissant et la froideur de la décrépitude. Comme le soleil couchant jetait ses derniers rayons lumineux sur les montagnes du pays de Galles, une lumière pénétra à travers les hautes fenêtres de style gothique qui diffusa un reflet d’apparence magique sur les assemblées de belles femmes qui étaient éparpillées le long de la grande galerie. Le bruissement calme de la brise du soir toucha les cordes de la harpe éolienne qui était installée sur le point le plus élevé. Des sons longs, douloureux, éternellement persistants ouvrirent la poitrine pour accéder aux émotions les plus profondes et aux dévotions les plus sublimes qui, mieux que le culte terrestre, seule une telle musique des sphères peut pénétrer dans les âmes sensibles.
L’intérieur de l’abbaye de Tintern, autre ruine sur le Wye, est d’un grand effet; le toit de l’église a disparu, mais les groupes de colonnes gothiques, hautes et légères, et une partie des voûtes restent sur pied, ainsi que les murs et les belles fenêtres ouvragées en pierre. Le temps a nivelé les décombres, et les a recouverts d’une belle pelouse verte et unie, dont la teinte jeune et fraîche fait ressortir la sombre grandeur du squelette gothique, et de sa chevelure de lierre, qui pend en masses épaisses des points les plus élevés. Je joins ici deux vues de ces ruines. A tout prendre, les beautés du Wye ne répondent pas tout-à-fait aux descriptions de Gilpin et des autres voyageurs.
Das Äußere von Tintern Abbey enttäuschte uns, aber der Blick in das Innere ist wunderbar. Man stelle sich Westminster Abbey vor, ohne Dach – der Boden verwandelt in einen grünen Rasenteppich, über welchen Säulengruppen ihre schlanke Gestalt gleich gotischen Skeletten erheben. Dunkelgrüner Efeu wallt von ihren Köpfen wie verfilztes Haar. Die Wände und einige der Bogengänge sind noch intakt, sogar das filigrane Steingeflecht der großen Fenster, und uns wurde berichtet, dass sogar das Buntglas bis vor wenigen Jahren noch die Fenster schmückte. Ich ließ den Blick über die Ruinen auf mich wirken. Im Großen und Ganzen bleiben die Aussichten über den Wye hinter den Beschreibungen von Gilpin und anderen Reisenden zurück.
[L]a célèbre abbaye de Tintern* a été saisie en quelque sorte dans sa vieillesse par les forces toujours jeunes d’une végétation envahissante qui lui ont donné comme une seconde vie. Les herbes, la mousse, les arbustes, les fleurs sauvages semblent avoir pris à cœur de remplir les vides de l’architecture; des plantes grimpantes balancées par le vent pendent le long des belles fenêtres aux fines nervures de pierre et les consolent des vitraux détruits. Au moment où je visitai cette vieille église monastique, un sorbier chargé de fruits rouges comme des grains de corail étalait joyeusement ses branches sur une partie de l’aile gauche, depuis longtemps écroulée; la voûte du ciel servait de toit à l’édifice, entièrement découvert, et une bande d’oiseaux chantaient vêpres dans les arceaux délabrés qui avaient du moins conservé la beauté des lignes ....
*Cette abbaye fut fondée en 1131 par Walter-Fitz-Richard de Clare pour des moines de l’ordre de Cîteau. Les voyageurs trouvent dans le gardien de ce curieux édifice un guide intelligent et éclairé. Pour lui, ce n’est point une ruine, c’est un ami.
Die berühmte Tintern Abbey* wurde auf ihre alten Tage von der immerjungen Kraft der Pflanzenwelt ergriffen, die ihr neues Leben einhaucht. Gras, Moos, Büsche und Wildblumen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Lücken in den Gebäuden zu füllen; Kletterpflanzen hängen von den herrlichen Fenstern mit den Steinmetzarbeiten und wiegen sich im Wind, als würden sie das fehlende Buntglas ersetzen wollen. Zum Zeitpunkt meines Besuches in dieser alten Klosterkirche streckte ein Baum, beladen mit roten Früchten, seine Zweige über Teile des linken Flügels, der schon lange zerfallen war. Das Himmelsgewölbe diente dem Gebäude als Dach, den Elementen völlig ausgesetzt und ein Schwarm Vögel sang die Abendandacht zwischen den zerfallenen Bogengängen, deren einstige Schönheit man noch erahnen konnte.
*Die Abtei wurde 1131 von Walter-Fitz-Richard de Clare für die Möche des Cîteaux-Ordens gegründet. Reisende werden den Aufseher dieser ungewöhnlichen Gebäude als intelligenten und informierten Führer erleben, für den der Ort weniger Ruine, denn alter Freund ist.