Bangor ist seit dem späten 12. Jahrhundert eine Domstadt und führt ihre Ursprünge auf St. Deiniol zurück. Bis zum Aufkommen des industriellen Schieferabbaus in der Nähe von Bethesda zum Ende des 18. Jahrhunderts und der Eröffnung der Menai-Hängebrücke 1826 blieb Bangor eine verhältnismäßig kleine Ortschaft.
Das am Stadtrand gelegene Penrhyn Castle und das bergige Hochland Snowdonias boten weitere wichtige Ausflugsziele für neugierige Reisende ins malerische Umland von Bangor. Mit dem Aufsteig der Badeorte die nordwalisische Künste entlang wurden im 19. Jahrhundert ähnliche Versuche in Bangor unternommen. Im Jahr 1896 wurde schließlich eine Seebrücke eröffnet, aber da Bangor keine Sandstrände wie Rhyl und Llandudno vorweisen konnte, entwickelte sich der Badetourismus in Bangor nicht über seine Kinderschuhe hinaus. Der deutsche Reisende Karl von Hailbronner fand sich 1836 an eine kleinere Version des Golf von Neapels versetzt als er im Klang des abendlichen Glockegeläuts der Kathedrale seinen Blick über die Bucht von Beaumaris schweifen ließ. Als Lugwig Rellstab, ein weiterer Reisender aus Deutschland, Bangor 1851 besuchte, hatte die Stadt ihre frühere Ruhe und Gelassenheit gegen den Lärm zahlreicher Pferdekutschen und Touristen eingetauscht.
Endlich erreicht man Bangor, diesen Zauberpunkt der Erde. Wer Zeit hat und Sinn für die höchste Schönheit der allmächtigen Natur, der bleibe hier auf der Höhe in dem herrlichen Gasthofe, der das Meer weithinaus zwischen den reizenden Ufern von Wales und Anglesea bis an Irlands ferne Gestade beherrscht, wo er alle Reize des Lebens mit der großartigsten Landschaft gepaart findet. Gleich uns besteige er die hohen grünen Hügel hinter diesem einzeln stehenden großen Hotel, und trinke gleich uns vor diesem kleinen Golf von Neapel, an dem sich wie Capri und Ischia die Promontorien von Ormeshead und das Proffinseiland gleich wachehaltenden Sphinxen schützend lagern, die Gesundheit seiner Lieben in ferner Heimath, und er wird ewig diesen Tag, diese Erinnerung zu den schönsten seines Lebens zählen dürfen.
In Bangor betrachten wir die wahrhaften Weltwunder der Ingeneur-Baukust .... Haben wir diese Wunder Nro. 8 und 9 – nach den sieben der alten Welt, die jetzt ziemlich unbedeutend erscheinen – die beiden Brücken, under denen die Segelschiffe mit vollem Segelwerk hindurchziehen, betrachtet, und uns zugleich an der prächtigen Schönheit der Landschaft geweidet, so wenden wir um ....
Da wir jetzo bis Bangor in dunkler Nacht fahren, können wir es auch in einer Zeile thun. Genug wir sind da! Ein Dutzend Omnibus, aus jedem Hotel einer, (denn das Städtchen ist mindestens mit einem Dutzend kleiner Hotels versehen, seit es die beiten architektonischen Merkwürdigkeiten so in seiner Nähe hat,) läßt uns die Wahl in welches Hotel wir uns begeben wollen; wir wählen gar nicht, sondern überlassen uns ... dem Zufall, und er führt uns, – er ist überhaupt der beste Reisecumpan, – sehr glücklich. ... Prinz Alberts-Hotel zu Bangor machte der Namen-Verwandtschaft alle Ehre, denn nicht nur, daß die sauberen Chambermaids wirklich sehr niedliche englische Gesichter auf ihren schlanken Figuren trugen, so waren sie auch überaus dienstfertig und freundlich, und das wohlklingende Diskant-Solo “Yes Sir” zwitscherte unaufhörlich in unser Ohr. ...
Wir nahmen unseren Weg durch die engen, ländlichen Gassen des Städtchens zunächst nach dem Bahnhofe zurück; von dort verfolgten wir die alte Chaussestraße, welche ziemlich parallel mit der Eisenbahn läuft, aber doch häufig freie, weite Blicke über die Landschaft gestattet. Sie ist von außerordentlicher Schönheit. Zur Rechten, wie zur Linken sieht man ein Thal und Höhen wechselndes, reich belaubtes, grünes Land, hell von Ortschaften und einzelnen Häusern durchschimmert. In der Ferne steigen ansehnliche Gebirgszüge in malerischen alpenähnlichen Formen auf, welches der Landschaft den Charakter der Großartigkeit verleiht, der sich noch durch den blitzenden Spiegel des Meerarms, welcher zu Zeiten durch die Fluren leuchtet, erhöht. Die Morgensonne funkelte prächtig vom blauen Himmel herab, und theilte die weißen Nebelzüge, die ihre leichte, wolkige Bahn durch die tiefen Thäler nahmen.