Beaumaris Castle war die letzte Burg, an der Bauarbeiten zur Fertigstellung von König Edwards Befestungsring um Nordwales begonnen wurden. Die Arbeiten begannen 1295, kamen aber nur schwerlich voran und die geplanten Türme und Tore des Burghofs blieben ohne ihre oberen Stockwerke, was der Burg einen niedrigen, anspruchslosen Charakter verleiht.
Die strategisch günstige Lage und das strenge Handelsregelwerk, welches mit der Gründung von Beaumaris einherging, trugen bis ins 17. Jahrhundert zur Stadt- und Hafenentwicklung als Angleseys Finanz- und Schiffahrtszentren bei. Obwohl die Burg unvollendet blieb, wurde sie durch ihre strategische Lage zum Ziel bewaffneter Konflikte. Im Jahr 1403 nahmen Aufständische, die mit Owain Glyndŵr in Verbindung standen, Beaumaris ein und hielten die Stadt zwei Jahre lang. In den englischen Bürgerkriegen verteidigte die ortsansässige Bulkeley-Familie die Stadt drei Jahre lang auf der Seite des Königs.
Im 19. Jahrhundert war der Burggraben durch Sedimentablagerungen verschwunden und die Mauern waren größtenteils von Efeuranken bedeckt. Trotz ihres heruntergekommenen Anblicks war Fürst Hermann von Pückler-Muskau hocherfreut, das die Kammern im Torturm und die Kapelle sich noch in gutem Zustand befanden. Er rümpfte allerdings die Nase über den Tennisplatz, den die Bulkeleys, die ehemaligen Verteidiger, auf dem Rasen des Burghofes angelegt hatten. Heutzutage ist die Burg Teil des UNESCO Weltkulturerbes.
Ein Umweg, der uns über eine mit frischem Grün bedeckte Ebene führte, die sich am Meere hinzieht, brachte uns zum Castell, welches, gleichzeitig mit denen von Conway und Caernarvon, von Edward I. erbaut wurde. Zwei modernisirte Thürme, durch ein hohes eisernes Thor verbunden, bilden den Eingang gegen die Straße, an deren Ende es, auf gleicher Fläche mit der selben, liegt. Es scheint aus zwei länglichen Vierecken bestanden zu haben, von denen das äußere, größere, aber niedrigere, das innere, kleinere und höhere einschloß. – Ein großes Bogenthor, zwar nicht so stattlich als das von Caernarvon-Castle, aber eben so gut erhalten, führt in den Zwinger, von wo aus man durch ein zweites Thor in den großen inneren Hof gelangt, der 190 Fuß im Quadrat hat. Dem Eingange gegenüber fallen sogleich die Ueberbleibsel einer prächtigen Halle in das Auge, die zwei Stockwerke und fünf Fenster hatte, und deren Bogenthor dem Eingange zum Hofe gerade gegenüber steht. An den Wänden umher sieht man noch die Spuren der Kamine. Ein Theil des Hofes ist zu einem großen Ballplatze (tennis-court) eingerichtet, da die Engländer das Ballspiel noch ganz methodisch treiben, und es nächst dem cricket (Erdball-Spiel) zu ihren Haupt-Bewegungsspielen gehört.
Eine halb zerbrochene Treppe hinauf, und den Windungen vieler dunkelen Gänge, in einem der Eckthürme folgend, gelangten wir oben auf die Mauer, und sahen nun das Castell mit seinen mannichfaltigen Abtheilungen ausgebreitet und wie im Risse vor uns liegen. Ueber das östliche Thor hinweg stiegen wir eine Treppe hinab, die zu der Kapelle führt, welche, der Größe des Castells unangemessen, sehr klein ist, und nur drei schmale Fenster hat, aber so vollständig erhalten ist, daß man das schön gearbeitete Kreuzgewölbe der Decke noch in seiner ganzen Vollkommenheit über sich sieht. Ein gegenüberliegender Thurm, aus dem ich durch mein Hineintreten eine große weiße Eule aufscheuchte, scheint zu Wohnzimmern eingerichtet gewesen zu seyn: wenigstens sieht man noch die Bänke, an den Fenstern, in der Mauer befestigt. Die Treppe ist zusammengestürzt.
Hier befindet sich ein andres von Eduard I. erbautes und von Cromwell zerstörtes Schloß, das einst noch größer als das in Caernarvon war, (denn es bedeckt noch jetzt 5 Morgen Landes) aber als Ruine weniger pittoresk erscheint, da es alle seine Thürme verloren hat. Um es genau zu besehen, muß man auf den schmalen, und sehr hohen, verfallenen Mauern entlang gehen, die durch nichts geschützt sind. Der Knabe mit den Schlüsseln lief zwar wie ein Eichhörnchen darauf hin, der Barbier aus der Stadt aber, der sich mir beim Debarkiren als Führer angeboten, und mich bis hierher gebracht hatte, ließ mich nach den ersten Schritten im Stich. Diese Ruine liegt in dem Park des Herrn Bulkley, welcher sehr unpassend ein Tenniscourt (Ballspiel) darin angelegt hat.