Das römische Militärlager Segontium wurde im Jahr 77 am heutigen Stadtrand von Caernarfon angelegt, um den einheimischen Stamm der Ordovicer zu unterdrücken. Dieses Lager wird in der Geschichte von „Macsen Wledigs Traum“ im Mabinogion erwähnt, einer mittelalterlichen Sammlung walisischer Sagen und Legenden. Nach der Normannischen Eroberung ließ Hugh d’Avranches, Graf von Chester, drei Burgen in Nordwales errichten, eine davon in Caernarvon. Diese wurde zusammen mit dem Königreich Gwynedd bereits 1115 von den Walisern zurückerobert.
Nach der Unterwerfung Gwynedds im Jahr 1283 ließ der englische König Edward I. Caernarfon Castle ausbauen und verwandelte es in ein unverkennbares Zeichen seiner Herrschaft über die neuerworbene Provinz. Die vielleckigen Türme und verschiedenfarbigen, in horizontalen Streifen angeordneten Steinquader sind den imposanten Mauern Konstantinopels nachempfunden. Als Krönung der Zurschaustellung von Edwards Herrschaft zierten steinerne Adler die Brüstungen der höchsten Türme. Edward II. wurde 1284 in Caernrfon Castle geboren und Edward I. übertrug den Titel des „Pinzen von Wales“ auf seinen neugeborenen Sohn mit der Absicht, seine Dynastie in Wales zu verankern.
Während des Glyndŵr-Aufstands wurde die Burg wiederholte Male von alliierten walisischen und französischen Truppen unter Belagerung genommen. Mit der englischen Thronbesteigung Henry Tudors verlor Caernarfon Castle zunehmend an Bedeutung und began zu verfallen. Die Verteidigungen der Burg blieben allerdings noch so gut erhalten, dass Royalisten zur Zeit des Englischen Bürgerkriegs hier eine Garnision einrichteten. Nach diesem kurzen Machtkampf wurde die Burg ein für allemal aufgegeben.
Mit der Romantik trafen hier mehr und mehr Reisende ein, die ein besonderes Interesse für die verfallenen und mit Efeu bedeckten Ruinen von Wales zeigten. Als Folge dessen wurden im 19. Jahrhundert ausgiebige Restaurationen und Instandsetzungsarbeiten an Caernarfon Castle durchgeführt. Die UNESCO nahm Caernarfon zusammen mit Conwy, Beaumaris und Harlech 1986 als Teil der Burgen und Stadtmauern Edwards I. in seine Weltkulturerbeliste auf. Heute wird Caernarfon Castle von Cadw verwaltet.
Wir sahen das Castell zuerst von der Südseite, und hier den Eingang, durch welchen, wahrscheinlich über eine Zugbrücke, die über den Graben führte, Eleonore, die Gemahlin Edwards I., in das Schloß einzog. Es ist aus zwei verschiedenen Steinarten, einer grauen und einer bräunlichen, erbaut, welche durcheinander gemischt sind; über dem Haupteingange steht in einer Nische die lebensgroße Bildsäule Edwards I. in Sandstein ausgehauen und noch ziemlich wohl erhalten. Der König ist in vollständiger Rüstung und drohend das Schwert ziehend dargestellt. – Die Räume, in welchen die doppelten Fallgatter lagen, sind noch jetzt deutlich zu bemerken, und die alten Angeln des Burgthores trotzen der Zerstörung der Zeit mit eben so gutem Erfolge, als die übrigen Bestandtheile des Schlosses.
Das Castell bildet ein längliches Viereck, das einst auf allen Seiten mit Thürmen von verschiedener Gestalt, viereckt, sechseckt und achteckt, umgeben war. Unter den acht bis zwölf noch vorhandenen sind am wenigsten die verfallen, welche an der Nord- und Südseite des Castells stehen, und namentlich der hohe Adler-Thurm (eagle tower), dessen Treppe so wohl erhalten ist, daß man auf ihr bis zur Spitze gelangen kann, von der man eine schöne Aussicht über den Menai und Anglesea genießt. Das Stein-Bild des Adlers, nach welchem der Thurm benennt worden, ist noch auf der Spitze desselben zu sehen, aber nur mit Hülfe der Einbildungskraft für einen Vogel zu halten. Als Merkwürdigkeit zeigt man in diesem Thurme das Zimmer, in welchem angeblich, Edward II. geboren wurde. Sein Vater, Edward I., schickte seine Gattin, Eleonore von Castilien, nach Caernarvon, um dort entbunden zu werden, damit die unruhigen Welschen, welche gelobt hatten, sich nur einem unter ihnen geborenen Prinzen zu unterwerfen, einen Herrscher dieser Art erhalten sollten. Seit dieser Zeit führt der englische Thronerbe den Namen „Prinz von Wales.“ – Der Kamin, durch welches das kleine Zimmer erwärmt wurde, in welchem Edward das Licht der Welt erblickte, ist noch vollkommen erhalten. Ein Spaziergang im Innern des Hofes längs den Mauern (die in den Thürmen die ungeheuere Dicke von 8–10 Fuß haben) gewährt angenehme Aussichten über die Stadt und den mit kleinen Fahrzeugen angefüllten Hafen. Der Hof, welcher sich nach der Südseite des Castells, gegen das Thor der Königin Eleonore, bedeutend erhebt, ist von allem Schutt gereinigt und mit Gras überwachsen. Wir fanden zwei, im letzten spanischen Kriege eroberte, metallene Sechspfünder, 1790 gegossen, mit dem Namenszuge Carls IV. und den Namen el codicioso und el escarbajo bezeichnet, auf demselben stehen. Der Blick auf die Mauern umher, die mitunter noch so unversehrt sind, daß man die inneren steinernen Fensterverzierungen vollständig erkennt, hat etwas ungemein imposantes.
Ich war doch ein wenig von den letzten vier und zwanzig Stunden angegriffen, und begnügte mich daher heute mit einem Gange nach dem berühmten, hier liegenden Schlosse, welches von Eduard I., dem Eroberer von Wales, erbaut und von Cromwell zerstört, jetzt eine der schönsten Ruinen in England bildet. Das Einzige, was ich dabei bedaure, ist, daß es so nahe an der Stadt und nicht einsam im Gebürge steht. Die äußern Mauern, obwohl verfallen, bilden doch noch eine ununterbrochene Linie, welche ohngefähr drei Morgen Landes umschließt. Der innere, mit Gras bewachsene, mit Schutt und Disteln jetzt gefüllte Raum ist nahe an 800 Schritt lang. Sieben Thürme, schlank und vest gebaut, von verschiedener Form und Größe, umgeben ihn. Einer derselben ist noch zugänglich, und ich erstieg auf einer hinfälligen Treppe von 140 Stufen seine Platform, wo man eine imposante Aussicht auf Meer, Gebürge und Stadt hat. Beim Hinabgehen zeigte man mir die Rudera eines gewölbten Zimmers, in welchem, der Tradition nach, Eduard II., der erste Prinz von Wales, geboren ward. ...
Ueber dem großen Hauptthore steht noch Eduards steinernes Bild, mit der Krone auf dem Haupt, und einem gezückten Dolch in der Rechten, als wolle er nach sechs Jahrhunderten noch die Steintrümmer seines Schlosses bewachen. Ueber Entweihung hatte er auch heute mit Recht zu klagen, denn, inmitten der Ruine, machte auf dem grünen Platze ein Kameel, nebst Affen in rothem Tressenrocke, seine Kunststücke, und jubelnd stand eine zerlumpte Menge umher, sich des jämmerlichen Contrastes nicht bewußt, den sie mit den ernsten Ueberresten der sie umgebenden Vergangenheit bildete.
Der Thurm, in welchem der Prinz geboren ward, heißt der Eagletower (Adlerthurm), aber nicht von ihm rührt diese Benennung her, sondern von vier colossalen Adlern, welche die Spitze krönten, und von denen noch einer vorhanden ist.
A Caernarvon, le rêve devient une révélation. Ce n’est pas un château, ce n’est pas une forteresse, ce n’est pas une citadelle: Caernarvon, c’est l’idée de la conquête, matérialisée dans la pierre, c’est la volonté du vainqueur qui a pris corps et s’est appesantie sur le sol. La masse colossale se dresse avec une raideur d’anathème pour imposer à la nation vaincue l’immobilité éternelle et l’éternel silence. La dureté de ses hautes murailles tombe à pic, comme un arrêt du destin; elles sont nues, sans fenêtres, pareilles à des vouloirs fermés.
Contre sa domination, tout effort et tout espoir se brisent: aux plaintes de la servitude, aux grondements de la révolte, elle n’oppose que des pans inaccessibes et le geste droit de ses tours. Elle semble moins édifiée par des ouvriers humains que par quelque génie de la légende, aux temps héroïques où les Kymrys attendaient le retour d’Arthur. Ou bien encore on pourrait croire, sans l’architecture qui règle cette majesté, à quelque construction des Titans préhistoriques, dans un âge de pierre. Mais entrons: la forteresse s’humanise. Toute sa vie est tournée en dedans, vers l’enceinte où s’abritait le vainqueur. Des hommes ont vécu là, de la vie féodale; et nous pouvons lire les détails de leur existence dans les ruines qui subsistent et les indications jalonnées sur le sol.
Nous les voyons campés comme en pays ennemi, en éveil contre les surprises, approvisionnés pour les longs sièges. Et dans une des tours, entre quatre murs épais, voici la chambre obscure où naquit le fils aîné d’Édouard. Le roi l‘éleva, dit-on, dans ses bras, et paraissant à une fenêtre du château, le présenta au peuple assemblé: « Il est né Gallois; ce sera votre prince ». C’est ainsi qu’Édouard de Caernarvon fut créé prince de Galles, et inaugura la tradition qui fait porter ce titre au fils aîné des souverains d’Angleterre. La couronne du Gwynedd avait changé de maison, – et de patrie.
In Caernarfon offenbarte sich ein Traum. Es ist keine Burg, keine Festung, keine Zitadelle: Caernarfon ist die steingewordene Idee von Eroberung. Sie ist der leibhaftige Wille des Eroberers, der sich schwer zu Boden senkt. Die riesige Masse erhebt sich urplötzlich in ihrer Verachtung aus dem Boden, um die unterjochte Nation zu ewiger Starre und Stummheit zu verdammen. Die kalten, hohen Mauern bilden eine steil abfallende Fläche, wie ein Urteil des Schicksals. Fensterlose, schmucklose Wände, wie unterdrücktes Verlangen.
Im Angesichts dieser Übermacht wird jede Anstrengung vereitelt, jede Hoffnung fahrengelassen: Beschwerden über Knechtschaft und das Grollen möglicher Revolten perlen an den unüberwindbaren Mauern und hohen Türmen einfach ab. Es scheint nicht von Menschenhand erbaut worden zu sein, sondern vielmehr von einem legendären Genie aus der Zeit entsprungen, in der die Kymren die Rückkehr König Arthus erwarteten. Wäre da nicht die architektonische Erhabenheit der Konstruktion könnte man auch denken, sie wäre in prähistorischen Zeiten von Titanen erbaut worden. Aber lassen Sie uns eintreten: die Festung wird menschlicher. Ihr ganzes Leben ist nach innen gerichtet, der Anlage zugewandt, die den Eroberer beschützte. Hier wurde feudal gelebt, und wir können die Überreste dieses Lebens in den verbliebenen Ruinen und den Hinweisen auf dem Boden entdecken.
Wir sehen die Männer lagern, als wären sie in feindlichem Gebiet, Ausschau nach feindlichen Attacken haltend, gewappnet für lange Belagerungen. Und in einem der Türme, von vier dicken Mauern umschlossen, liegt der Raum, in dem Edwards erstgeborener Sohn auf die Welt kam. Der Überlieferung nach nahm der König ihn auf dem Arm und zeigte ihn von einem der Turmfenster aus dem versammelten Volk: „Er ist als Waliser geboren und wird euer Prinz sein.“ So wurde Edward von Caernarfon zum Prinzen von Wales und die Tradition begründet, nach der der Erstgeborene der englischen Monarchen diesen Titel erhält. Die Krone von Gwynedd hatte Haus und Vaterland gewechselt.
Je profitai de cette belle journée pour visiter le château de Caernarvon, une des belles ruines du pays de Galles. Il est situé sur un rocher au bord de la mer; malheureusement les maisons qui l’entourent de plusieurs côtés empêchent d’en saisir d’un coup d’œil tout l’ensemble.
Les murs ont sept pieds d’épaisseur; ils relient un grand nombre de tours qui communiquent entre elles par une triple galerie. La plus haute et la plus belle des tours est celle de l’Aigle, qui était anciennement surmontée d’un aigle en pierre. On monte jusqu’au faîte par un escalier de cent cinquante-huit marches. J’y suis resté longtemps à contempler la belle vue qui s’étendait autour de moi.
Dans la partie basse de cette tour, on me montra une petite chambre, où naquit, dit-on, Édouard II, le premier prince de Galles, de sang étranger. Quand Édouard Ier, son père, devint maître du pays de Galles, le district de Snowdon fut le plus difficile à soumettre; pour le dominer il éleva les châteaux de Conway et de Caernarvon bâtis sur les plans, dit-on, de ceux qu’il avait vus en Palestine. On regrette, dans cette belle ruine, l’absence du lierre qui orne d’une façon si pittoresque tant d’autres vieux châteaux. Dans une petite niche au-dessus de l’entrée apparaît la statue du fondateur, tenant dans sa main gauche une épée qu’il remet au fourreau selon les uns, et dont, selon les autres, il menace ses nouveaux sujets.
Ich nutze den schönen Tag, indem ich die Burg von Caernarfon besuchte, eine der herrlichen Ruinen, die Wales zu bieten hat. Sie ist auf einem Felsen an der Küste gelegen; leider verhindern die Häuser auf vielen Seiten aber eine ungestörte Sicht auf die Burg als Ganzes. Die
Mauern sind sieben Fuß dick und verbinden eine große Zahl von Türmen. Der höchste und schönste dieser Türme ist der des Adlers und wurde einst von einer Steinstatue dieses Vogels gekrönt. Man erklimmt die Spitze über eine steile Treppe mit 158 Stufen. Ich blieb dort oben lange Zeit stehen und bewunderte die schöne Aussicht, die sich mir bot.
Im unteren Teil des Turms zeigte man mir einen kleinen Raum, in dem Edward II., der erste Prinz von Wales fremden Geblüts, geboren worden sein soll. Als sein Vater, Edward I., Herr über Wales wurde, erwies sich die Region von Snowdonia als schwierig zu unterwerfen. Um sie aber dennoch zu bezwingen, ließ er die Burgen in Conwy und Caernarfon bauen. Der Legende nach basierte er die Pläne auf Burgen, die er in Palästina gesehen hatte. Das Fehlen von Efeu, das eine so malerische Ergänzung an vielen der alten Burgen ist, ist eine Schande bei so einer schönen Ruine. In einer kleinen Nische über dem Eingang steht eine Statue des Erbauers, in der linken Hand ein Schwert, das er, so sagen manche, in seine Scheide zurücksteckt, während andere die Geste als Drohung gegen seine neuen Untertanen interpretieren.