Die Ruinen dieser mittelalterlichen Burg liegen auf einer Bergkuppe am Stadtrand von Llangollen. Bereits zur Eisenzeit befand sich hier eine Festigungsanlage. Urkundliche Belege weisen auf ein aus Holz gebautes Schloss hin, welches die Prinzen von Nordpowys im 12. Jahrhundert haben anlegen lassen, welches jedoch spurlos abbrannte. Es wird angenommen, dass Gruffudd ap Madog, der Sohn des Stifters der nahegelegenen Abtei Valle Crucis, das Schloss, dieses Mal aus Stein, circa 1270 neu errichten ließ, aber bereits wie seine Vorgänger war auch diese dritte und letzte Burg nicht von Dauer. Als Henry de Lacy sich mit seinen Truppen im Auftrag des englischen Königs Edward I. in Richtung Burg aufmachte, wurde sie von ihren walisischen Verteidigern in Brand gesteckt, damit sie für die einfallenden englischen Armeen nicht weiter von Nutzen sein konnte. Die Schäden waren nicht besonders groß und Eward I. ließ hier für eine kurze Zeit eine Garnission einrichten, welche aber bereits wieder 1282 aufgegeben wurde als Folge der Verlagerung des Herrschaftszentrums nach dem neuerbauten Holt Castle nach Llewelyn ap Gruffudds Tod.
Der Legende nach lebte hier auf der Burg die walisische Prinzessin Myfanwy Fychan, welche den Barden Hywel ab Einion zu seiner berühmtesten Ode inspirierte, in welcher er sich ihrer Liebe ersehnt. Als das Gedicht geschrieben wurde, war Castell Dinas Brân schon einige Zeit eine Ruine und Myfanwy die Frau von Goronwy ap Tudur Hen, Lord von Penmynydd. Es heißt, dass dieses Gedicht John Ceiriog Hughes zu seinem eigenen Gedicht, „Myfanwy Fychan“, als auch Richard Davies zum Liedtext für Joseph Parrys beliebte Melodie „Myfanwy“ inspirierte.
Als sich der moderne Fremdenverkehr in der Entstehung befand, war Dinas Brân auf der Kuppe ihres kahlen Hügels zu einer spektakulären malerischen Ruine verfallen. Durch ihre Nähe zu Llangollen und an der historischen Haupverkehrsverbindung durch Nordwales gelegen, wurde die Ruine von vielen Reisenden in ihren Beschreibungen und Bildern festgehalten.
Mit Hilfe von Cadw wird Castell Dinas Brân heute von der Bezirksverwaltung in Denbighshire instand gehalten.
Von Llangollen führt der Weg nach Dinas Bran auf angenehm gewundenem Pfade, angesichts der Wasser des „dunklen heiligen Dee“, eines Flusses dessen noch heute auf jeder wälischen Harfe gedacht wird. Wohl an zwei Tausend Fuß geht es aufwährts. Dinas Bran ist recht eigentlich von Feind und Zeit zerstampft. Ein Kreis von Steinklumpen, kaum noch eine Bauform verratend, ist Alles, was übrig geblieben, ein einziges Thor, oder nur das steinerne Gerippe eines solchen bildet einen alterthümlichen Rahmen für die Fernschau weit hinaus über öde, stille Berge und über einen fernem weißen Bahnviadukt hinweg auf ein ebenes Hochplateau, abgeschlossen am Horizont von dämmerigen Bergen. Zu Dinas Bran, das sein Baujahr in das siebente Jahrhundert zurückführt, wohnte dereinst als erste Insassin das Schlosses eine wegen ihrer Schönheit und Wandelbarkeit berühmte Prinzessin, mit Namen Myfanwy „die viele Herzen gebrochen“, darunter auch das eines Poeten Hywel ab Einion Llygliw, dessen Minnelieder die Barden aufbewahrt haben. Eines beginnt:
Kalt schauet der Mond auf dein Haus, Dinas Bran,
Und traurig murmelt der dunkle Dee!
Um mein Leben, meine Lust, mein Licht ist’s gethan,
Aus den Fluthen des Grames erheb‘ ich mich nie!
Und doch war mein Liebeslenz wundersam licht
Und Hoffnung winkte mir sonnenwärts!
Doch Myfynwy ist kalt und erhört mich nicht,
Meine Harfe, mein Himmel nur hören mein Herz!
Dem Liede merkt man seine zwölfhundert Jahre nicht an – es sind die uralten, ewig jungen Gefühle! Hywel schließt mit einem Aufruf an die Barden der Zukunft „seine Thränen in ihren Harfenkränzen heilig zu halten“ und damit noch „ungeborenen“ Schönen „Entzücken“ zu bereiten! Nicht ohne Anklang von Satyre ist diese Wehmuth!
Auf unsere Erkundigung nach einem Führer, der uns zur Valle-Crucis-Abtei begleiten sollte, erschien ein kleiner Knabe, der uns zuerst zu dem Castell Dinas Brân und von dort zur Abtei zu führen versprach. Die Anhöhe, auf dem jenes belegen ist, erhebt sich nördlich von der Stadt. Der Weg ist bis zur Hütte einer Frau, welche die Wanderer mit tüchtigen Steigstöcken versieht, leidlich, wird aber dann, des kurzen, schlüpfrigen Mooses willen, mit dem der Berg bewachsen ist, sehr unangenehm und beschwerlich, ja er würde gefährlich seyn, wenn nicht die zahlreichen Besucher an manchen Orten tiefe Fußstapfen eingedrückt und diese durch wiederholtes Eintreten zu Stufen gemacht hätten. – Endlich langten wir auf der Spitze des Berges an und sahen die Trümmer vor uns liegen. Das Gebäude scheint beinahe gleichseitig viereckt, und von einem Graben umgeben, die Mauern aber aus dem Gestein erbaut gewesen zu seyn, das sich auf der Spitze des Hügels hie und da hervorblickend findet. Von dem Gemäuer ist nur ein Theil eines bedeckten Ganges und eine der Ecken des Gebäudes mit den Enden der Bogen stehen geblieben.