Corwen ist eine kleine Stadt in Denbighshire und liegt an der A5, Thomas Telfords wichtige Poststraße zwischen Holyhead und London. Seine günstige Lage im Dee-Tal hatte Corwen bis zum 16. Jahrhundert zu einem wichtigen Zentrum für Viehtreiber aufsteigen lassen, aber die Stadt erlangte weitere Wichtigkeit nachdem zuerst Telfords Straße das Reisen per Kutsche vereinfachte und dann 1864 ein weiteres Mal mit der Eröffnung der Bahnstrecke der Great Western Railway.
Wie die lebensgroße Statue auf dem Marktplatz von Corwen erkennen lässt, schmückt sich die Stadt und ihre Umgebung mit ihrer engen Verbindung zu Owain Glyndŵr, der 1400 seinen Aufstand gegen die englische Krone von seinem in der Nähe gelegenen Stammsitz Glyndyfrdwy aus began. Das Anwesen wurde 1403 von Truppen unter Prince Hal (dem späteren König Henry V.) zerstört. Einer örtlichen Legende nach besuchte Glyndŵr regelmäßig die Messe in Corwens Kirche „Saints Mael & Sulien“ und der Abdruck seines Dolches soll noch in einem Türsturz der Kirche zu sehen sein. Im 20. Jahrhundert wohnte der Schriftsteller John Cowper Powys in Corwen und schrieb mit Owen Glendower (1941) einen Roman über den Aufstand.
Die ländlich gelegene Stadt ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderausflüge in die Umgebung und ist durch eine Nostalgie-Eisenbahn mit der Stadt Llangollen verbunden.Corwen ist ein kleiner dorfähnlicher, aber durch seine schöne Lage am Dee und am Fuße des Berwin-Gebirges, sehr begünstigter Ort. Ueber der Thür des Gasthofes ist ein gigantischer Kopf Owen Glendowers, des berühmten welschen Anführers und Gegners Heinrich IV. von England, in voller Rüstung angebracht, da der Sage nach dieser Held nach Corwen regelmäßig zur Kirche gegangen seyn soll. Auf unsere Frage nach Caer Drewyn, einer römischen Festung, welche in der Nähe der Stadt liegen soll, zeigte der Wirth auf die Spitze eines Hügels, welcher am jenseitigen Ufer des Dee, dem Gasthofe schräg gegenüber, sich erhebt, und versicherte uns, daß es nicht der Mühe lohne, hinaufzuklimmen, da die ganzen Ueberbleibsel aus nichts weiter als mehreren einzelnen im Kreise umherliegenden Steinen beständen, was wir auch späterhin in den Reisebeschreibungen bestätigt fanden. ...
Die Gegend wird jetzt mit jedem Augenblicke reicher, fruchtbarer und malerischer. Das herrliche Thal Glendurdwy, das einst dem Owen Glendower, in harter Bedrängniß, zum Zufluchtsorte diente, füllt die Gegend zwischen Corwen und Llangollen aus, und erhebt sich an beiden Seiten des Dee ....
Dann kam ich nach Corwen, einem kleinen Städtchen, ganz unter überhängenden Felsen erbaut. Hier hat die Natur noch einmal ins Gigantische geschaffen; die letzten Felsenwälle des Hochlands thürmen sich hier gegen die sanfteren Niederungen. Auf dem Kirchhof steht ein Steinkreuz in einem runden Stein; Beides hat ein Riese hierhergeschleudert, wie mir der Führer sagte. Der Ort sei danach genannt; Corwen, eigentlich Cor-vaen heiße ein Kreuz auf einem Stein. Der Fels, deßen ganze Wucht über den Kirchhof hereinragt, wird „Owen Gyndwr’s Stuhl“ genannt. In der Kirchmauer wird noch ein geheimes, seit Jahrhunderten verschloßnes Thürlein gezeigt, durch welches der kühne Rebell oftmals in die Kirche trat, wenn’s ihn zu beten trieb. Von hier ab beginnt der classische Boden der letzten Revolte, das Thal des Dee, des schwarzen Waßers, das unter dicken, dunklen Bäumen dahin fließt bis nach Llangollen und sich bei Chester ins Meer ergießt. Gleich hinter Corwen, zur linken Hand steht ein Hügel, oben ganz flach und mit Föhren bewachsen. Er heißt Glyndwr’s Hügel. Sein Schloß hat hier gestanden. Das ganze Thal ist voll seines Angedenkens. Wie die Natur hier die letzten Granitmaßen des Hochlandes aufgestellt hat, so weiht auch die Geschichte diesen Boden mit den letzten und wehmütigsten Erinnerungen walisischer Vorzeit.