Dyffryn Nantlle ist ein spärlich bewohntes Urstromtal in Gwynedd. Dachschiefer, die bei einer archäoligischen Grabung im nahegelegenen römischen Heereslager Segontium gefunden wurden, kamen aus diesem Tal. Im 18. Jahrhundert war der Cilgwyn-Bruch für seinen leuchtend roten Schiefer berühmt.
Anders als die großen Unternehmen in Bethesda, Llanberis und Blaenau Ffestiniog wurden die Schieferbrüche in Dyffryn Nantlle unabhängig und in viel geringerem Umfang betrieben. Dennoch galt das Tal in 19. Jahrhundert als einer der weltführenden Schieferproduzenten. Für Bergbauingeneure aus Frankreich und Deutschland waren der Abbau übertage und die innovativen Transportsysteme der Cilgwyn- und Penbryn-Brüche von besonderem Interesse. Als frühe Form der Industriespionage besuchten Ingeneure wie Hanns Bruno Geinitz, Rudolph Nasse und C. Larivière die Steinbrüche zwischen den 1850ern und 1880ern wiederholte Male und fertigten detailreiche Notizen an, um den Aufbau ähnlicher Systeme in ihren Heimatlängern anzuregen!
Jene ganz vorzüglichen Tafel- oder Dachschiefer, für welche Caernarvon und Bangor die Hauptstapelplätze geworden sind, von denen sie nach allen Gegenden des Continents geführt werden, zog mich nach einem zweiten Gewinnungsorte derselben, nach Nantlle, wohin von Caernarvon aus eine seit ca. 32 Jahren gangbare Pferde-Eisenbahn sicher geleitet. Gegen 20 verschiedene Contpagnien, welche im vergangenen Juli an 1500 Arbeiter beschäftigten, suchen den dortigen Reichthum an Dachschiefern auszubeuten. Man löst die steil aufgerichteten Platten durch Sprengen in Tiefbauen, von welchen Stolln nach außen getrieben sind, oder aus denen man die Schiefer auf kleinen, an Drahtseilen frei schwebenden, Hunden mit Dampfkraft nach oben fördert. Dort werden die stärkeren Platten mit Meiseln zerspalten und die dünnen Platten geformt. Dies geschieht mit Hülfe eines linealartigen einseitig zugeschärften Messers, welches zum Abschlagen dient, während die Platte selbst auf einem langen gerade abgestumpften Lineale ruht. Schieferplatten von jeder Größe werden im Quarry von Dorothea Hale [sic], Nantlle Vale, mit Arcuratesse geschliffen. Wie im Llanberristhale, so treten auch bei Nantlle zwischen den brauchbaren Tafelschiefern hier und da unregelmäßige Urthonschiefer, Glimmer- und Grünsteinschiefer, ja selbst massiger Grünstein hervor.
Nur schwer kann man sich von der Höhe der Halden des Schieferbrüche im Osten von Nantlle lostrennen. Von da aus überblickt man die massenhaft aufgehäuften Halden der meisten anderen Brüche der Umgegend und ihre Wasserleitungen und Räder, welche zur Förderung dienen, kleine Seen und Lachen, welche zum Theil von verlassenen Brüchen herrühren, die schroffen und zackigen Felsenwände, welche das kesselartige Nantllethal einschließen, und zwischen ihnen die zahllosen, von Steinwällen umrainten Wiesen und Felder der armen Bevölkerung.
Merkwürdig sind die kleinen Tagetiefbaue in dem breiten Thalgrunde von Nantlle. Sie haben ... Aehnlichkeit mit denjenigen Dachschiefertiefbauen von Angers, welche als offene Tagebaue betrieben werden. Es sind nämlich in Folge des getheilten Oberflächenbesitzes auf dem mächtigen, saiger fallenden und in bauwürdiger Beschaffenheit zu Tage ausgehenden Lager 250 bis 300 Fuss lange und etwa 200 Fuss breite Kammern mit ganz senkrechten Wänden niedergebracht worden. Die 35 bis 50 Fuss hohen Strossen werden von der Mitte der Kammer aus ... abgebaut, wie nebenstehende Figur 3 im Querschnitt veranschaulicht.
Trotz der Nachtheile dieses Betriebs gegen solchen an Gehängen in Bezug auf Förderung, Wasserhaltung und Haldensturz machen sich die 18 bis 20 Schieferbrüche von Nantlle, von denen der Cilgwyn und der Penybryn Quarry die wichtigsten sind, doch bei der edlen Beschaffenheit des Lagers und den fast ganz wegfallenden Vorrichtungsarbeiten recht gut bezahlt.