Tenby ist ein lebhafter Küstenort mit einem Wochenmarkt im westlichen Teil der Carmarthen-Bucht gelegen. Archäoligische Funde zeigen, dass die Besiedlung der Umgebung bis in die Eisenzeit zurück reicht. Im Mittelalter gründeten dann die Vikinger ein Fischerdorf an der Stelle der gegenwärtigen Stadt. Nach der normannischen Eroberung im zwölften Jahrhundert ermutigte die englische Krone flemische und englische Siedler hier in die Region zu ziehen, welche seitdem auch als „Klein-England hinter Wales“ bezeichnet wird. Tenby entwickelte sich zu einer bedeutenden normanischen Hafenstadt und auf Castle Hill wurde eine Burg zur Verteidigung dieses strategisch wichtigen Ortes angelegt. Nach drei Übergriffen durch walisische Heere, die fast beinahe komplette Zerstörung der Stadt durch Llewelyn ap Gruffydd im Jahr 1260 dabei mit eingeschlossen, wurde im späten 13. Jahrhundert der Stadtmauerring angelegt.
Tenby blieb bis ins Elisabethanische Zeitalter eine wichtige Handels- und Hafenstadt, aber mit dem Ausbruch der englischen Bürgerkriege begann ihr Verfall aufgrund ihrer Abgeschiedenheit und einem dramatischen Niedergang ihrer Einwohnerzahl als Folge der Pest. Mit der zunehmenden Popularität des Seebadens und der Entwicklung Tenbys zur Badestadt gegen Ende des 18. Jahrhunderts wendete sich das Schicksal der Stadt. Dank massiver Investitionen in die Errichtung eleganter Hotels und moderner Badehäuser, deren georgianischer und viktorianischer Stil noch immer die Stadtarchitektur dominieren, strömten die höhere Gesellschaft und Geld zunehmend nach Tenby. Als 1796 der österreichische Graf Gottfried Wenzel von Purgstall hier einige Tage verbrachte, pries er die Aussicht von Castle Hill als eine der besten in ganz Wales. Weiterhin unterhielt er sich eines Abends bei einer angenehmen Kartenpartie inmitten einer kleinen Ansammlung an Kurgästen; einige der anwesenden Damen waren sogar „sehr hübsch“.
Tenby ist ein höchst romantisch in einer Bucht des Atlantischen Meeres am Eingange des Bristol-Channel gelegenes Seebad, welches ich zum Gebrauche des kalten Seebades bis jetzt für das beste in England halten muß. Ein schöner ebener Sandstrand von braungelber Farbe, auf dem auch nicht ein einziger Stein oder eine Muschel zu finden ist; der kräftigste schönste Wellenschlag, und der Badeplatz befindet sich am Fuße von über hundert Fuß hohen schroffen Felsen, auf denen ein Theil der Stadt und die Reste des alten Schlosses liegen. Dadurch ist er gegen Nord- und Ostwind völlig geschützt, während nach Süd und West er vom Meere bespült wird. Eine auf der am weitesten in’s Meer hinausragenden Spitze befindliche isolirte große Felsenklippe theilt den Strand in zwei ungleiche Hälften und gewährt den Vortheil, das Bad auf der einen oder der andern Seite dieser Klippe wählen zu können, je nachdem der Wellenschlag stärker ist.
Eine Gesellschaft in Tenby, die ich besuchte, war sehr klein. Acht bis neun Damen, worunter einige sehr hübsch waren, und eben so viele Herren. Man spielte und both mir eine Karte an. Ich schlug es nicht aus, und spielte ein Paar Stunden mit ihnen. Tenby ist eine kleine unansehnliche Stadt, aber ihre Lage macht sie merkwürdig für jeden Reisenden. Hohe Felsen gehen tief in’s Meer hinein. In einer Stelle hat die tobende See wahrscheinlich sich durchgedrängt, und zwey einzeln stehende Felsberge gebildet, ähnlich denen, die man auf der Insel Wight in den Needles sieht. Ein Halbzirkel, ein felsiger Circus umgibt die See zur linken Hand, wenn man von einer Gasse der Stadt in’s Meer hinabsieht. Rechts drängt sich ein Felsenhügel hervor, auf dem die Ruinen eines alten Castells, und vorzüglich des Thurmes sichtbar sind.
Von dieser Stelle, wo der Thurm steht, zeigt sich das ganze Bild dieser seltenen Naturscene. Man übersieht die Stadt, und noch viele Buchten der See, die man von dem Platze in der Stadt, von der ich sprach, nicht übersehen kann. Es gehört diese Aussicht unter die Merkwürdigkeiten von Wales.
Es giebt in diesem Theile Südwales freundliche Thäler, welche einen anmuthenden Gegensatz gegen das sonst vorherrschende Felsendüster bilden. Darum ist das Seebad Tenby eine Lieblingszuflucht im Sommer nicht nur, sondern bis tief in den Herbst hinein, wo freilich Luftbäder auf die Tagesordnung kommen. Wenn in Deutschland schon „Frau Holle“ ihre schneeweißen Bettfedern ausschüttet, wie es im Mährchen heißt, und der Pelz zum ersten Male wieder vom Nagel genommen wird, wehen hier noch weiche Winde aus Südwesten – gewaltig in den Aequinoctien – aber harmlos für die wundeste Brust. Tenby steht auf einem Cap inmitten einer halbmondförmigen Bai und ist es diesem Schutze zu verdanken, daß es sich der ersten Bedingung eines Seebades, eines weichen Sandstrandes, erfreut. Noch unter den Tudors war sein Seehandel groß, was zu jener Zeit „groß“ genannt werden konnte, als die Gesammteinkünfte von Großbritannien nicht beträchtlicher gewesen, als heute diejenigen der Insel Mauritius im indischen Ocean, aber „seine Leuchte“ wurde Tenby genommen im Laufe der Jahrhunderte, und es führt heute ein bescheidenes, friedsames Dasein.